Die Stimmung im deutschen Wohnungsbau zeigt erstmals seit langer Zeit eine spürbare Aufhellung. Das Münchner Ifo-Institut hat im Juli 2025 den Geschäftsklimaindex für die Branche veröffentlicht, der von minus 25,8 Punkten im Vormonat auf minus 23,5 Punkte gestiegen ist. Damit erreicht er den höchsten Wert seit 2022. Auch wenn dieser Anstieg auf den ersten Blick noch gering erscheinen mag, deutet er auf eine vorsichtige Entspannung hin. Für Sie als Immobilienkäufer ist diese Entwicklung wichtig, denn sie zeigt, dass die Branche nicht mehr ausschließlich pessimistisch nach vorn blickt. Gleichzeitig rückt der Begriff Bauturbo stärker in den Mittelpunkt: Gemeint ist damit die Hoffnung auf einen spürbaren Schub im Wohnungsbau, der durch politische Maßnahmen, bessere Finanzierungsbedingungen und effizientere Bauweisen ausgelöst werden soll.
Der Rückgang von Auftragsmangel und Stornierungen verstärkt diesen Eindruck. Im Juli berichteten 46,1 Prozent der Bauunternehmen von fehlenden Aufträgen, während es im Juni noch 47,9 Prozent waren. Auch die Stornierungsquote sank leicht auf 8,2 Prozent. Das klingt nach kleinen Schritten, ist aber ein Signal, dass der Markt beginnt, sich zu stabilisieren.
Experten mahnen jedoch zur Vorsicht: Von einer echten Trendwende könne keine Rede sein, solange sich die positiven Signale nicht verfestigen. Ein entscheidender Punkt dabei bleibt, ob der angekündigte Bauturbo tatsächlich umgesetzt wird und ob die politischen Rahmenbedingungen genügend Schwung in den Wohnungsbau bringen. Ohne konkrete Maßnahmen, die über Ankündigungen hinausgehen, bleibt die Lage für Bauherren und Käufer unsicher.
Eine zentrale Rolle spielt dabei die Finanzierung. Die Zinsentscheidungen der vergangenen Monate wirken sich direkt auf die Kosten für Bauunternehmen und Käufer aus. Während die Stimmung steigt, rechnen Experten weiterhin mit einem deutlich geringeren Neubauvolumen. Prognosen gehen davon aus, dass bis Ende 2025 nur rund 205.000 Wohnungen fertiggestellt werden und die Zahl 2026 sogar auf 185.000 sinkt. Angesichts eines Bedarfs von jährlich mehr als 300.000 neuen Wohnungen bedeutet das eine weiterhin angespannte Marktsituation.
Für Sie als Käufer heißt das: Auch wenn die Stimmung in der Branche besser wird, bleibt die Nachfrage nach Wohnraum hoch und der Wettbewerb um attraktive Objekte intensiv. Wer den Kauf einer Immobilie plant, sollte deshalb die Zinsentwicklung aufmerksam beobachten und rechtzeitig Finanzierungsmöglichkeiten prüfen, um sich Vorteile zu sichern.
Parallel setzt die Bundesregierung verstärkt auf das serielle Bauen. Hierbei werden vorgefertigte Gebäudeteile im industriellen Maßstab eingesetzt, um Zeit und Kosten zu sparen. Bereits 2024 wurde mehr als jede zehnte Wohnung auf diese Weise errichtet, Tendenz steigend. Der Anteil am Wohnungsneubau wuchs in den vergangenen zehn Jahren von acht auf 11,5 Prozent.
Das zeigt, dass diese Bauweise längst kein Nischenmodell mehr ist, sondern zunehmend zur Antwort auf die anhaltende Wohnungsknappheit wird. Gleichzeitig weisen Verbände darauf hin, dass Hürden im Vergaberecht und Unterschiede zwischen den Bundesländern den Fortschritt verlangsamen. Für Käufer bedeutet dies: Serielles Bauen könnte langfristig für ein größeres Angebot und damit auch für mehr Auswahl am Markt sorgen, kurzfristig ist dieser Effekt jedoch noch begrenzt.
Insgesamt ergibt sich ein gemischtes Bild. Einerseits lassen die steigenden Geschäftszahlen und die Diskussion um den Bauturbo darauf hoffen, dass die Bauwirtschaft nach Jahren der Stagnation wieder in Bewegung kommt. Andererseits belasten hohe Zinsen, gestiegene Baukosten und ein weiterhin knappes Angebot den Markt spürbar.
Für Immobilienkäufer heißt das, Chancen und Risiken sorgfältig abzuwägen. Wer aktuell investieren möchte, sollte nicht nur auf die politische Entwicklung und mögliche Entlastungen durch den Bauturbo achten, sondern auch serielles Bauen und alternative Bauprojekte als Option im Blick behalten. Denn auch wenn die Trendwende noch nicht erreicht ist, zeigen die jüngsten Entwicklungen: Bewegung ist spürbar, und wer gut informiert bleibt, kann daraus Vorteile ziehen.
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