Wer ein Haus bauen oder kaufen möchte, weiß, dass oftmals Geduld gefragt ist. Nicht nur wegen der Baukosten oder der Zinsen, sondern auch wegen der langen Genehmigungsverfahren. Doch jetzt bewegt sich etwas, zumindest in Hessen. Das Land führt Schritt für Schritt die Digitale Bauakte ein. Sie soll Bauanträge vereinfachen, Verfahren beschleunigen und Abläufe transparenter machen. Was das bedeutet, wo Kassel steht und wie sich das auf Hauskäufer auswirkt, lesen Sie hier.
Bildquelle: Aymanejed auf Pixabay
Wer schon einmal gebaut oder umgebaut hat, kennt den Aufwand, der damit verbunden ist. Unzählige Formulare, Pläne und Nachweise machen die Genehmigungsverfahren langwierig. Dazu Termine auf dem Bauamt, Rückfragen, Fristen und Wartezeiten. Bis eine Genehmigung erteilt wird, vergeht oft viel Zeit.
Mit der Digitalen Bauakte in Hessen soll sich das ändern. Das Ziel ist es Bauanträge, Genehmigungen und Bescheide künftig komplett online abwickeln. Bauherren und Architekten können Unterlagen digital einreichen, Behörden bearbeiten sie elektronisch, und Antragsteller sehen jederzeit, wie weit ihr Verfahren ist. Das spart Zeit, reduziert Fehlerquellen und sorgt für mehr Transparenz.
Gerade für Hauskäuferinnen und Hauskäufer in Nordhessen ist das relevant. Schnellere Abläufe können bedeuten, dass Grundstücke oder Neubauprojekte früher starten und damit besser planbar werden.
Hessen gehört zu den Bundesländern, die bei der digitalen Baugenehmigung vorangehen. Der Bauvorlagenerlass vom Juli 2025 verpflichtet Bauämter, digitale Verfahren einzuführen. Ab Herbst 2025 sollen Bauanträge über das Bauportal Hessen eingereicht werden können.
Im Landkreis Kassel ist geplant, ab dem vierten Quartal 2025 erste digitale Anträge anzunehmen. Das Bauportal wird dann zur zentralen Plattform für Bauanträge, Teilungen und Genehmigungsfreistellungen. Auch Gebühren sollen künftig online bezahlt werden.
Bis dahin gilt eine Übergangsphase: Alte Papierformulare können noch bis April 2026 genutzt werden, wenn ein Verfahren vorher begonnen wurde. Danach läuft alles über die Digitale Bauakte. Hessen schließt damit zu Ländern wie Bayern oder Baden-Württemberg auf, die bereits erfolgreich digitale Bauanträge einsetzen.
Für Hauskäuferinnen und Hauskäufer bringt die Digitale Bauakte in Hessen viele Vorteile aber auch neue Herausforderungen. Der größte Vorteil besteht darin, dass Sie weniger Papierkram haben, weniger Behördengänge anstehen und mehr Übersicht besteht. Sie können künftig sehen, wo Ihr Antrag gerade liegt, welche Unterlagen noch fehlen und wann mit einer Entscheidung zu rechnen ist.
Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven. Wer schon einmal versucht hat, in den Sommermonaten einen Sachbearbeiter zu erreichen, weiß, wie wertvoll Transparenz sein kann.
Allerdings läuft der Übergang nicht überall gleich. Manche Gemeinden in Nordhessen sind technisch gut vorbereitet, andere müssen erst aufrüsten. Es wird also Regionen geben, in denen das neue System schneller funktioniert und andere, in denen der Prozess noch etwas dauert.
Informieren Sie sich frühzeitig, wie weit Ihre Bauaufsicht ist und ob Ihr Antrag schon digital gestellt werden kann.
Bildquelle: Tyca auf Pixabay
Nein, die Digitale Bauakte betrifft nicht nur Neubauten, sondern grundsätzlich alle Bauverfahren, die genehmigungspflichtig sind. Sie ist ein digitales Verwaltungssystem, das sämtliche baurechtlichen Anträge und Vorgänge abbildet.
Das heißt: Auch wenn Sie ein bestehendes Haus kaufen und umbauen, erweitern oder energetisch modernisieren möchten, kann Ihr Antrag künftig digital eingereicht werden. Gleiches gilt für Nutzungsänderungen, etwa wenn Sie ein Nebengebäude zum Wohnraum ausbauen wollen oder ein Dachgeschoss neu gestalten.
Nur kleinere, verfahrensfreie Vorhaben, etwa Carports oder kleine Gartenhäuser, bleiben weiterhin außerhalb des Systems. Alte Bauakten aus der Vergangenheit werden nach und nach digitalisiert, sind aber vielerorts noch in Papierform vorhanden.
Die Digitale Bauakte wird langfristig auch bei Umbauten, Sanierungen und Modernisierungen zur Regel.
Die Digitale Bauakte in Hessen ist mehr als ein technisches Projekt. Sie ist ein Schritt hin zu moderneren, bürgerfreundlicheren Prozessen. Für Hauskäuferinnen und Hauskäufer bringt sie mittelfristig mehr Klarheit, weniger Bürokratie und planbarere Abläufe.
Doch wie bei jeder Neuerung gilt, der Wandel kommt nicht über Nacht. In der Übergangszeit wird es weiterhin Unterschiede geben. Wer früh informiert ist und mit erfahrenen Partnern arbeitet, ist klar im Vorteil.
Weitere aktuelle Beiträge
Wohnungsbau stockt: Warum der Bauturbo nicht zündet – und was das für Hauskäufer bedeutet Wer heute den Traum vom eigenen Haus verfolgt, merkt schnell: Es ist schwieriger geworden, als es vor einigen Jahren noch der Fall war. Grundstücke sind knapp, Baukosten steigen, Genehmigungen ziehen sich. Die Politik wollte mit dem sogenannten Bauturbo für Entlastung sorgen. […]
Energiewende beim Wohnen: Warum die Umsetzung ins Stocken gerät Die Energiewende beim Wohnen gilt als einer der entscheidenden Hebel für mehr Klimaschutz in Deutschland. Gebäude verbrauchen viel Energie, verursachen hohe CO₂-Emissionen und bieten gleichzeitig enormes Einsparpotenzial. Photovoltaik auf dem Dach, eine Wärmepumpe im Altbau oder Solarthermie als Ergänzung zur Heizung – all diese Technologien könnten […]