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Grundsteuer steigen: Für Immobilienbesitzer ein Problem?

23 November
Grundsteuer steigen: Für Immobilienbesitzer ein Problem?

Die Grundsteuer ist ein Thema, das alle Immobilienkäufer und -besitzer im Blick behalten sollten. Während sie in den vergangenen Jahren oft als fixe Nebenkosten betrachtet wurde, erleben wir aktuell eine Dynamik, die Grund zur Aufmerksamkeit gibt. In vielen Städten und Gemeinden in Deutschland steigen die Hebesätze deutlich – und das trifft nicht nur Eigentümer, sondern auch Mieter. Was steckt dahinter und welche Auswirkungen hat dies auf Immobilienkäufer?

Grundsteuer steigen

Grundsteuer: Ein wachsender Kostenfaktor

Grundsteuer – das klingt erstmal nach einem notwendigen Beitrag zur Finanzierung von Infrastruktur und öffentlichen Dienstleistungen. Tatsächlich ist sie für viele Städte und Gemeinden eine der wichtigsten Einnahmequellen, mit der Schwimmbäder, Schulen oder Straßen instand gehalten werden. Der Hebesatz, der die Höhe der Grundsteuer beeinflusst, ist jedoch in vielen Kommunen so stark gestiegen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Laut einer aktuellen Studie der Beratungs- und Prüfungsgesellschaft EY hatten 2023 bereits 53 Prozent der Kommunen einen Hebesatz von 400 oder mehr. Zum Vergleich: 2005 waren es nur fünf Prozent.

Was bedeutet das für Immobilienkäufer? Ein höherer Hebesatz bedeutet, dass die jährlichen Kosten für den Besitz von Grund und Boden steigen. Dies wirkt sich natürlich direkt auf die Betriebskosten von Immobilien aus, egal ob Sie selbst in der Immobilie wohnen oder sie vermieten. Und während Eigentümer diese Kosten spüren, sind es oft auch die Mieter, die davon betroffen sind, da die Grundsteuer in vielen Mietverhältnissen auf die Betriebskosten umgelegt wird.

Warum die Grundsteuer so stark steigt

Der Grund für die Hebesatz-Erhöhungen ist in vielen Fällen die angespannte finanzielle Situation der Kommunen. Viele Städte stehen finanziell „mit dem Rücken zur Wand“, so der Experte Heinrich Fleischer von EY. Steigende Kosten durch die Inflation, höhere Sozialausgaben und Investitionen in die Infrastruktur führen zu finanziellem Druck. Um ihre Budgets zu stabilisieren, greifen Städte und Gemeinden daher vermehrt auf Steuererhöhungen zurück.

Rheinland-Pfalz hat hierbei eine besondere Rolle gespielt: Im Jahr 2023 haben vier von fünf Kommunen in diesem Bundesland den Hebesatz erhöht. Grund dafür war eine Reform des kommunalen Finanzausgleichs, bei der viele Kommunen sich gezwungen sahen, ihre Einnahmen zu steigern, um Verluste zu vermeiden. Auch in anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen und Hessen sind die Hebesätze überdurchschnittlich hoch. Einem bundesweiten Durchschnitt von 409 Prozent steht Nordrhein-Westfalen sogar mit einem Schnitt von 577 Prozent voran.

Ausblick: Die Grundsteuerreform ab 2025

Ein weiteres wichtiges Thema, das Immobilienkäufer im Blick behalten sollten, ist die Grundsteuerreform, die ab 2025 in einigen Bundesländern umgesetzt wird. Hintergrund ist eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das die bisherige Bemessungsgrundlage als verfassungswidrig eingestuft hat. Die Immobilienwerte, die für die Berechnung der Grundsteuer herangezogen werden, basierten bisher auf veralteten Daten. In Westdeutschland stammten sie aus dem Jahr 1964, in Ostdeutschland sogar aus dem Jahr 1935.

Ab 2025 müssen nun alle Finanzämter die Grundsteuer auf Basis neuer Daten berechnen. Das bedeutet für Immobilienkäufer Unsicherheit! Welche konkreten finanziellen Auswirkungen die Reform für den Einzelnen haben wird, bleibt vorerst abzuwarten.

Was jedoch sicher ist, die Reform bietet den Kommunen eine Gelegenheit, ihre Einnahmen weiter zu steigern. Viele Experten, darunter auch Heinrich Fleischer, befürchten, dass die Städte und Gemeinden diese Gelegenheit nutzen könnten, um zusätzliche Mehreinnahmen zu generieren. Dies könnte geschehen, obwohl anders lautende Versprechen gemacht wurden.

Für Immobilienkäufer könnte das bedeuten, dass die Belastung durch die Grundsteuer sogar noch größer wird.

Tipps für Immobilienkäufer und -besitzer

  1. Informieren Sie sich vor dem Kauf einer Immobilie: Prüfen Sie, wie hoch der Hebesatz in der jeweiligen Kommune ist und ob es in der Vergangenheit oft Erhöhungen gab. Ein hoher Hebesatz kann Ihre jährlichen Kosten erheblich beeinflussen.
  2. Folgen der Grundsteuerreform beobachten: Bleiben Sie informiert, wie sich die Reform ab 2025 auf die Grundsteuer in Ihrer Region auswirkt. Insbesondere in den ersten Jahren der Reform könnte es zu Anpassungen kommen, die Ihre jährlichen Zahlungen betreffen.
  3. Die Umlage der Grundsteuer auf Mieter: Wenn Sie eine Immobilie vermieten, bedenken Sie, dass die Grundsteuer auf die Mieter umgelegt werden kann. Höhere Grundsteuern bedeuten also auch höhere Nebenkosten – dies kann die Attraktivität Ihrer Immobilie für Mieter beeinflussen.
  4. Mit den Kommunen in Kontakt bleiben: In vielen Fällen entscheiden lokale Bürgerinitiativen oder Räte über die Höhe des Hebesatzes. Durch Engagement in Ihrer Gemeinde können Sie möglicherweise Einfluss auf künftige Hebesatz-Anpassungen nehmen.

Grundsteuer steigen

Vorbereitung ist der Schlüssel

Die steigenden Hebesätze bei der Grundsteuer sind eine Realität, mit der Immobilienkäufer und -besitzer in Deutschland rechnen müssen. Ob zur Finanzierung öffentlicher Einrichtungen oder um die kommunalen Haushalte zu stabilisieren – die Kostenlast der Bürger nimmt zu. Besonders die anstehende Reform ab 2025 könnte das Thema Grundsteuer nochmals komplexer und potenziell teurer machen.

Für Immobilienkäufer heißt das: Ein genauer Blick auf die zukünftigen laufenden Kosten ist unerlässlich. Wer die Entwicklungen der Grundsteuer aufmerksam verfolgt und sich gut informiert, kann besser planen und möglicherweise sogar Kosten sparen. Schließlich geht es darum, eine Immobilie zu finden, die nicht nur ein schönes Zuhause bietet, sondern auch langfristig finanzierbar bleibt.

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